Trends der Erlebniswelt Bad
Das Badezimmer unserer Zeit ist smart, cosy, green und auch mal tiny
Grafik: FAR, VDS
Anlässlich der Weltleitmesse ISH 2023 für Wasser, Wärme, Luft (13. bis 17. März 2023) in Frankfurt am Main stellt die Sanitärindustrie ihre Neuentwicklungen für das private Badezimmer vor. Im Mittelpunkt stehen nicht nur lifestyleorientierte Produkte für ein wohnliches Badezimmer, sondern auch immer mehr Ideen für smarte Badlösungen, für kompakte Stadtbäder und ein nachhaltiges Badezimmer. Dabei orientieren sich die Neuheiten in der Erlebniswelt Bad an den Bedürfnissen der Bauleute. Die Sanitärwirtschaft rechnet im Zusammenhang mit der ISH 2023 vor allem im Bereich der Badezimmer-Sanierung mit einem Marktimpuls für das weitere Jahr.
In Frankfurt ist vom 13. bis 17. März 2023 die wohl größte Bäderausstellung der Welt zu sehen. Vor allem dem Fachpublikum wollen die Marktführer und großen Sanitärmarken in der Erlebniswelt Bad ihre Neuheiten und Konzepte präsentieren. Trotz eines schwierigen konjunkturellen Umfelds gilt der deutsche Markt für Sanitärprodukte als Wachstumsmarkt. Nach Schätzung der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) müssen in den nächsten Jahren in Deutschland über 10 Mio. private Badezimmer saniert werden.
„Jedes vierte Badzimmer in Deutschland wartet auf eine Modernisierungsmaßnahme“, weiß VDS-Geschäftsführer Jens J. Wischmann. „Eine Sanierung von Privatbädern hat mit dem Einsatz von wasser- und energiesparenden Produkten nicht nur positive Effekte für die Umwelt und spart kostbare Wasserressourcen – sie bringt durch ein ansprechendes Interior Design und Mehrwert beim Komfort auch eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität mit sich. Eine Investition in das Badezimmer bedeutet in der Regel eine signifikante Wertsteigerung der Immobilie.“ Ein barrierefreies Badezimmer, so Wischmann, verlängert zudem die Nutzungsmöglichkeit der Wohnung bis ins hohe Alter – ein auch gesellschaftlich wichtiger Faktor bei einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung.
Branchenplattform Pop up my Bathroom: Diskussion der wichtigsten Trends
Aktuelle Entwicklungen im Bereich Nachhaltigkeit, die Trends im Bereich Badgestaltung und die Brancheninnovation stehen auch bei der Trendausstellung Pop up my Bathroom auf der ISH 2023 im Mittelpunkt. Die von der VDS und der Messe Frankfurt etablierte Trendplattform für die Sanitärbranche richtet sich mit einer großen Ausstellung und angeschlossenem Vortragsforum nicht nur an das Handwerk, sondern auch an Kreative der Branche wie Architekten und Architektinnen, die Badplanungsprofis sowie an Designer und Designerinnen. Pop up my Bathroom betrachtet kontinuierlich die wichtigsten Trendentwicklungen im zeitgenössischen Baddesign.
Living Bathroom: Das Badezimmer mit Wohnqualität
Die offensichtlichste Entwicklung der letzten Jahre: Das Badezimmer ist zu einem vollwertigen Wohnraum geworden. Wohnlichkeit, Zeitgeist, Mode und Stil, aber auch moderne Nutzungskonzepte für mehr Aufenthaltsqualität und gesundheitsrelevante Aktivitäten sind heute die gefragten Kriterien professioneller Badgestaltung. Im Badezimmer sind neben stimmungsvollen Beleuchtungssystemen und Lampen immer häufiger Hocker, Kissen und Sessel zu finden, Teppiche und Tapeten, farblich abgestimmte Accessoires und hochwertige, wohnliche Badmöbel mit Stauraumgarantie. Das Bad wird möbeliger, textiler, flexibler und schöner.
Nachhaltig: Wasser und Energie sparen und nachhaltige Badezimmer planen
Das Badezimmer wird zunehmend unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachtet und kritisch bewertet. Der Austausch in die Jahre gekommener Sanitärprodukte gegen effizientere und hochfunktionale Upgrades erscheint damit auch aus bauökologischen Gründen sinnvoll. Im Bereich Wasser- und Energiesparen ist hier schon durch den Einsatz neuer Handbrausen und Armaturen für den Waschtisch einiges zu erreichen und einfach umzusetzen. Rund um das WC sind mit spülrandlosen Modellen, mit wassersparenden Geometrien, 2-Mengen-Spültechnik und hygienischen Oberflächen zahlreiche Innovationen für ein nachhaltiges Badezimmer auf dem Markt, mit denen Wasser und Reinigungsmittel eingespart werden können.
Parallel dazu gewinnt das Dusch-WC immer mehr an Bedeutung und leistet durch Einsparung von Toilettenpapier und den kompletten Verzicht auf feuchtes Klopapier auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Abgesehen von der Badausstattung werden Verbraucher und Verbraucherinnen aber auch zunehmend auf das Komplettpaket von Produkt und Marke achten. Hier ist die deutsche Sanitärindustrie schon einen guten Schritt voraus: Das Thema Nachhaltigkeit ist bei vielen deutschen Sanitärunternehmen bereits fest in der Unternehmenskultur verankert. Insgesamt rechnet die VDS damit, dass die nachhaltige Badplanung in den nächsten Jahren eine immer wichtigere Rolle bei Kaufentscheidung einnehmen wird.
Auch der Zero-Waste-Trend erhält für das Badezimmer eine zunehmende Bedeutung. Ziel von Zero Waste ist die komplette Vermeidung von Müll. Das gilt insbesondere für Plastikmüll, wie er im Badezimmer gehäuft anfällt, denn hier finden sich viele Pflege- und Reinigungsprodukte (Zahnpasten, Duschgels, Shampoos, Allzweckreiniger etc.), die in der Regel in Kunststoffbehältnissen abgefüllt werden. Die tägliche Nutzung führt unweigerlich zu einem hohen Verbrauch fossiler und biologisch nicht abbaubarer Materialien. Es brauche eine gemeinsame Anstrengung, hierfür Alternativen zu entwickeln, fordert VDS-Geschäftsführer Jens J. Wischmann: „Natürlich ist das keine Aufgabe, die unsere Branche in größerem Umfang direkt betrifft. Trotzdem müssen wir uns dieses Problemfelds bewusst sein und für eine möglichst breite Bereitschaft für notwendige Veränderungen werben.“
Wellbeing: Wasser als verbindendes Element zum Relaxen und Regenerieren
Der Wunsch nach Regeneration ist groß und hat einen riesigen Markt für Produkte und Dienstleistungen im Bereich Wellness geschaffen. Der aktuell hinzu gekommene Begriff Wellbeing, der im Englischen fast synonym mit Wellness verwendet wird, betont gegenüber der physischen Dimension auch die mentale und emotionale Seite des Wohlbefindens, was für Konsumenten und Konsumentinnen immer wichtiger wird. Impulse aus dem Hospitality-Bereich finden zunehmend Umsetzung im privaten Wohnbereich. Das eigene Badezimmer zu einem Private Spa zu machen, verspricht eine regenerative Auszeit mit gesundheitsfördernder Wirkung.
Achtsamkeit, sich Zeit nehmen, aktiv sein, ein aufgeräumtes Heim, sich gesund ernähren, Einfachheit: Wellbeing als Lifestyle-Trend sucht nicht nur Entspannung, sondern sinnstiftende Aktivitäten, die die Zufriedenheit steigern und glückbringend sind. Ein Wellbeing Bathroom kann dabei durch einfache wie auch durch hochkomplexe Produkte wie Badewanne oder Whirlpool – für drinnen oder draußen -, Infrarot-Sauna oder individuell programmierbare Duschen, klassische Wasseranwendungen, cleane Ästhetik, smarte Produkte für wohltuende Beleuchtung und erlebnissteigernde Multimedia-Features sowie einen individuellen Platz für gesundheitsfördernde Aktivitäten unterstützend wirken. Ein Badezimmer fürs Wellbeing ist ein Ort, an dem alle Sinne wach sind oder geweckt werden – mit Wasser als zentralem Element.
Tiny Bathroom: Clevere Ideen für das kompakte Badezimmer
Ein urbaner Lifestyle hat auch durch Corona nichts von seiner Attraktivität verloren. Im Gegenteil: Lebens- und Wohnqualität scheinen noch enger verknüpft. Platzmangel wird durch qualitative Aufwertung und clevere Nutzungskonzepte komepnsiert. Und gerade für das Badezimmer gilt: Wenn der Raum beschränkt ist, sind kreative Ideen gefragt. Das Tiny Bathroom zeichnet sich durch eine schlichte Ästhetik, neue, größenreduzierte Produktkategorien, smarte Lösungen, Komfort und einen hohen Grad an Individualisierung aus. Digitalisierte Produktion von maßgeschneiderten Komponenten bei Waschtisch, Badmöbel, Dusche & Co. schaffen hierzu die technischen Voraussetzungen. Gleichwohl bleibt das Tiny Bathroom handwerkliche Maßarbeit und stellt höchste Ansprüche an Planung und Ausführung.
Emotional Bathroom: Die perfekte Inszenierung
Die Anforderungen an die Gestaltungsqualität von Badezimmern wachsen stetig. Das Handwerk übernimmt immer mehr Aufgaben im Bereich Lifestyle-Beratung und Interior Design. Denn die Gestaltung eines Badezimmers hört bei der Installation wasserführenden Produkte nicht auf. Ein wachsendes Angebot an Hightech-Produkten mit Erlebnischarakter bieten einen Werkzeugkasten, um das Badezimmer zu einem Raum von hohem emotionalem Wert für Nutzer und Nutzerinnen zu machen. Dabei steht nicht, wie früher, die Faszination an der Technik im Vordergrund, sondern das Erlebnis selbst sowie der Bedienkomfort und die Individualisierbarkeit. Das gilt insbesondere für die in vielen Sanitärprodukten integrierten Beleuchtungssysteme. Mit einer professionellen Lichtplanung ist das Badezimmer für unterschiedliche Einsätze gerüstet. Eine harmonische Farb- und Materialauswahl, die perfekte Inszenierung von Accessoires und die stimmige Auswahl von Sanitärprodukten machen ein Bad erst wirklich zum Private Spa.
Smart Living im Badezimmer: Routinen erleichtern per App und Sprachsteuerung
Im Badezimmer helfen zunehmend smarte Produkte, den Alltag leichter, komfortabler und interessanter zu gestalten: Der Spiegel als Info-Zentrale, smarte Steuerung von Wasseranwendungen (Dusche etc.), die App-Steuerung bei Dusch-WCs, Wasser auf Knopfdruck, Hygienefunktionen durch UV-Schutz, eine intelligente Lichtsteuerung und berührungslose Technologien sind im smarten Badezimmer schon lange keine Zukunftsversionen mehr. Der Wachstumsmarkt der Smart Living-Technologien hat nun endgültig auch das Badezimmer erreicht.
Farben und Materialien für Wand und Fußboden: Edel, farbig und vollflächig
Mit der ISH 2019 ist die Farbe in das Badezimmer zurückgekommen. Diese Trendentwicklung scheint aktuell einen vorläufigen Höhepunkt erreicht zu haben. Noch nie war eine solche Farb- und Materialvielfalt im Badezimmer-Design zu beobachten. Farbe wird im Badezimmer bewusst als Gestaltungselement eingesetzt. Nachhaltige Putze, vollflächige, fugenlose Wandflächen, großformatige Fliesen und dekorative Tapeten sind begehrte, wenn auch nicht immer günstige Ausstattungselemente im modernen Badezimmer. Neben aktuellen Beige- und Grüntönen finden sich im Badezimmer auch immer mehr mutige, weich interpretierte Gelb- oder Rottöne. Selbst bei den Armaturen und Accessoires sind Farben angesagt. Das Allzeit-Trendphänomen Schwarz wird bewusst als dominantes Farbkonzept oder mithilfe von Armaturen und Metallelementen als Akzentfarbe eingesetzt. Inzwischen hat sich auch der breite Interior Design Trend zu matten Oberflächen im Sanitärbereich durchgesetzt und wird hier durch das Angebot ultramatter Oberflächen Bad-konform umgesetzt – eines von vielen „Highlights“ im zeitgenössischen Baddesign.