Prozessoptimierung

Bette sorgt für KI-Revolution an der Wanne

Veröffentlicht am 23. Juli 2024
Bette optimiert Prizesse in der Produktion mithilfe von KI

Foto: Bette

Ostwestfalen-Lippe gilt als wirtschaftlich und wissenschaftlich starker Standort in Deutschland mit großer Innovationskraft. Kein Wunder also, dass der in dieser Region beheimatete Hersteller von Badelementen aus Stahl-Email Bette und das ebenfalls hier ansässige Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus am Leuchtturmprojekt „ImpliKIt“ teilgenommen haben.

Dieses KI-gestützte Assistenzsystem unterstützt die teils hochindividuellen Produktionsplanungsprozesse, was laut eigener Aussage von Bette zu einer Effizienzsteigerung und gleichzeitig zur Entlastung der Mitarbeiter innerhalb der Produktion führen soll.

Seit seiner Gründung im Jahr 1952 beschäftigt sich das Familienunternehmen mit der Herstellung von Badelementen aus glasiertem Titan-Stahl. Am Stammsitz im nordrhein-westfälischen Delbrück verknüpft die Hightech-Manufaktur handwerkliche Präzision mit hochmoderner Fertigung. Mit knapp 400 Beschäftigten zählt Bette zu den wichtigen Arbeitgebern in der Region.

 Herausforderungen der Produktvielfalt

Die Produktpalette umfasst Badewannen, Duschflächen und Waschtische sowie die dazugehörigen Installationssysteme. Mehr als die Hälfte der Badelemente werden nach individuellen Kundenwünschen gefertigt, insgesamt können über 35 Millionen verschiedene Produktvarianten hergestellt werden.

Mit der angebotenen Variantenvielfalt und ihrer individuellen Fertigung gehen jedoch auch große Herausforderungen in der Produktionsplanung einher. Viele Aufträge sind einzigartig und erfordern eine präzise Abstimmung zahlreicher Prozessschritte, um die an sich selbst gestellten Qualitätsstandards zu erfüllen und gleichzeitig effizient zu bleiben.

Diese Komplexität kann zu Engpässen an einzelnen Maschinen oder Arbeitsplätzen führen, wenn unvorhergesehene Störungen wie Maschinenausfälle oder Nacharbeiten den Produktionsfluss beeinträchtigen. Für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bedeutet dies Belastungsspitzen und Stress.

Implementierung des KI-Assistenzsystems

Bette optimiert Prizesse in der Produktion mithilfe von KI
Mithilfe von KI können Störungen im Produktionsablauf vorhergesehen und die Planung so angepasst werden, dass die Arbeitsplätze gleichmäßig ausgelastet und einzelne Mitarbeitende nicht überlastet werden. Foto: Bette

Mit Hilfe künstlicher Intelligenz will das im Mai 2024 in die Regelproduktion überführte Assistenzsystem solche Störungen vorhersehen und die Planung so anpassen, dass die Auslastung gleichmäßig verteilt und Überlastungen vermieden werden. Dadurch sollen nicht nur Belastungsspitzen abgefedert und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöht, sondern auch die Effizienz der Produktion insgesamt gesteigert werden.

Die Entwicklung des KI-Assistenzsystems startete im Februar 2021 und war ein komplexer Prozess, der eng mit den täglichen Abläufen in der Produktion verknüpft war. In intensiver Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus und unter Einsatz modernster Technologien im Bereich des maschinellen Lernens wurde ein Modell erstellt, das die realen Produktionsdaten von Bette abbildet. Kern des Systems ist ein Algorithmus, der kontinuierlich aus historischen Betriebsdaten lernt und Muster in den Produktionsabläufen erkennt. Diese Muster sollen helfen, potenzielle Engpässe und Störungen im Produktionsfluss frühzeitig zu identifizieren.

Proaktive Produktionsplanung durch KI

Die Integration eines solchen Vorhersagemodells in die Produktionsplanung ermöglicht es den Planern bei Bette, proaktiv zu handeln, anstatt nur zu reagieren. Das System simuliert verschiedene Produktionsszenarien und gibt Empfehlungen zur Optimierung der Produktionsreihenfolge für reibungslose und störungsfreie Produktion.

Gegenwärtig ist das Assistenzsystem in der Lage, Belastungen für einzelne Arbeitsplätze für die nächsten fünf Stunden zuverlässig vorherzusagen. Darüber hinaus ermöglicht es eine dynamische Anpassung der Arbeitslast, indem es basierend auf der aktuellen Situation in der Produktion Änderungen in Echtzeit vorschlägt. Dies macht nicht nur die Prozesse wirtschaftlicher, sondern verbessert auch die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter, da Auslastungsspitzen so vermieden werden können.

Beschäftigte im Fokus der Technologie

Bette optimiert Prizesse in der Produktion mithilfe von KI
Die Endkontrolle ist ein typischer Arbeitsplatz, der Staus verursachen kann: Werden hier sehr viele Werkstücke für Nacharbeiten aussortiert, geraten die Arbeitsplätze für die Nachbearbeitung unter Stress – mit Hilfe des KI-Assistenzsystems lässt sich das vermeiden. Foto: Bette

Damit die Implementierung des KI-gestützten Assistenzsystems von der Belegschaft akzeptiert wird, wurde sie früh in den Entwicklungsprozess einbezogen. Durch regelmäßige Befragungen im Arbeitsprozess konnte festgestellt werden, an welchen Arbeitsplätzen Produktionsstaus und Belastungsspitzen auftreten und wie diese durch das Assistenzsystem abgefedert werden.

„Die Einführung des KI-gestützten Assistenzsystems ist ein großer Fortschritt. Die Rückmeldungen unserer Mitarbeitenden sind wirklich positiv, und sie berichten von einer deutlichen Entlastung im Arbeitsalltag. Die Planungsgenauigkeit wird besser und wir haben die Möglichkeit, proaktiv auf Störungen zu reagieren. Beides macht unsere Produktion resilienter und dynamischer“, erklärt Thilo C. Pahl, Geschäftsführer der Bette GmbH. „Mit diesem System wissen wir heute viel mehr über unsere Prozesse. KI wirkt hier positiv: Die Einsichten und Erkenntnisse sind für uns alle nützlich, denn sie machen uns das Leben und Arbeiten leichter.“