Sustainable Bathroom
Die 7 Basics zur Entwicklung nachhaltiger Konzepte für das Bad
Grafik: Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V., FAR_consulting
Nachhaltigkeit findet auf vielen Ebenen statt, und die Produktentwicklung folgt Konzepten wie Cradle-to-Cradle oder Sustainable Design. Ansätze sind neben dem Recyclingprinzip und der Langlebigkeit insbesondere Einsparpotenziale beim Energie- und Wasserverbrauch. Schließlich ist das Badezimmer einer der komplexesten Räume im Haus, in dem Wasseranwendungen, Hygieneanforderungen, Heizung sowie Klima- und Haustechnik mit dem Anspruch auf Wohnlichkeit und Geborgenheit zusammentreffen. Zu den wichtigsten Funktionen des Badezimmers gehört daher auch die körperliche und emotionale Regeneration. Der Wohnwert als nachhaltiger Faktor mit wichtiger sozialer Funktion darf in der Rechnung nicht vergessen werden. Eine Guideline bieten die folgenden sieben Basics für nachhaltige Lösungswege, an denen entlang eine nachhaltig konzipierte Badplanung ausgerichtet werden kann:
1. Cradle to Cradle
Cradle to Cradle ist ein ganzheitlicher Ansatz für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft mit der sicherlich ambitioniertesten Zielsetzung. Hier wird von den politischen Institutionen künftig wohl auch ein Schwerpunkt gesetzt. Hinter dem Cradle-to-Cradle-Konzept steckt die Idee, in Kreisläufen zu denken und zu handeln: Wie in der Natur sollen im Idealfall keine Abfälle entstehen. Dazu sollen Produkte von Anfang an so gestaltet werden, dass alle Materialien und Inhaltsstoffe in den Kreislauf zurückgeführt werden können, dem sie entnommen wurden.
In der Sanitärbranche sind bereits erste Ansätze bei Badmöbelherstellern zu finden. Produkte aus Stahl-Emaille oder Sanitär-Keramik können zu 100% in den bereits etablierten Rückführungsprozessen recycelt werden. Ein erster Hersteller von Duschflächen nimmt sein Produkt nach Gebrauch zurück und führt es dem neuen Herstellungsprozess bei. Auch Handbrausen aus Recyclingmaterial sind bereits marktfähig.
2. Sustainable Design
Design ist mehr als die äußere Hülle eines Produkts. Sustainable Design berücksichtigt viele Facetten wie Klima, Gesellschaft, Umwelt, soziale Gerechtigkeit, Wiederverwendbarkeit von Ressourcen und die Kompatibilität zu modernen Kreislaufwirtschaftssystemen. Produkte sollen so gestaltet und umgesetzt werden, dass sie schonend mit Ressourcen umgehen und die Umwelt nicht schädigen. Mensch, Tier und Natur sollen gleichermaßen von diesen Produkten profitieren. Hierzu denkt Sustainable Design den gesamten Produktlebenszyklus mit.
Langlebigkeit in Kombination mit qualitativ hochwertigen Produkten ist derzeit die in der Designwelt akzeptierte Formel für nachhaltiges, weil lange als schön empfundenes Design. Die anzustrebende lange Nutzungsdauer ist für den Bereich Badezimmer aber auch eine Herausforderung und ein Balance-Akt. Mit seiner gesteigerten Wohnlichkeit unterliegt das Badezimmer zum einen dem zunehmenden Einfluss saisonaler Lifestyles. Zum anderen verhindert eine lange Nutzungsdauer das Partizipieren an ressourcenschonenden Innovationen – wie die zahlreichen Entwicklungen im Bereich WC und von Badewannen aus grünem Stahl in den letzten Jahren deutlich gemacht haben.
3. Raumklima
Wir alle wünschen uns ein schönes Zuhause. Behaglich soll es sein, gemütlich und vor allem wohngesund. Während beim Kauf von Möbeln auf mögliche Ausdünstungen geachtet und besonders wohngesunde Produkte häufig durch Öko-Siegel wie etwa den Blauen Engel gekennzeichnet sind, wird die klimatische Qualität des Raums oft vernachlässigt. Dabei hat die Luftqualität einen direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden.
Gerade in Innenräumen ist die Luft nicht selten mit diversen Schadstoffen und Allergenen belastet. Luftfilter helfen insbesondere Allergikern dabei, die Raumluft von solchen Substanzen zu befreien und sie wieder wohngesund und sauber zu machen. Zudem sind Badezimmerfenster nicht in jeder Architektur selbstverständlich. Die Verbindung zur Natur scheint für das Sustainable Bathroom jedoch besonders erstrebenswert. Die Lage und Positionierung des Badezimmers im Gebäudeplan hat also entscheidenden Einfluss auf Licht, gesundes Raumklima und allgemeines Wohlbefinden. Nachhaltige (Bad-)Architektur muss auch diese Faktoren berücksichtigen.
4. Zero Waste Bathroom
Zero Waste liegt im Trend. Grob vereinfacht bedeutet es, keinen Müll zu erzeugen. Vor allem, wenn es sich um Plastikmüll handelt, wie er sich auch im Badezimmer vermehrt ansammelt. Hier finden sich viele Pflege- und Reinigungsprodukte wie Zahnpasten, Duschgels, Shampoos, Allzweckreiniger etc., die in der Regel in Plastikbehältnissen abgefüllt sind. Auch bei den inzwischen gängigen Nachfüllpackungen fällt noch reichlich Verpackungsmüll an. Doch hierzu gibt es mittlerweile erste Alternativen, die z. T. ganz ohne Plastikverpackungen auskommen. Ein interessanter Ansatz also, mit dem das Bewusstsein für den anfallenden Müll geschärft und neue Wege aufgezeigt werden können, um den (Plastik-)Müll weitestgehend zu reduzieren. Bei der Übertragung des Zero Waste-Prinzips auf das Badezimmer ergibt sich durch die tägliche Nutzung ein nicht unerhebliches Einsparpotenzial.
Auch die Ausstattung trägt ihren Teil zum Zero Waste Bathroom bei. So kann durch den Wegfall des Spülrands bei Keramik-WCs auf den Einsatz von WC-Reinigern fast vollständig verzichtet werden. Mit der Nutzung eines Dusch-WCs wird die Verwendung von feuchtem Toilettenpapier vermieden und die Nutzung von Toilettenpapier signifikant reduziert. Als ähnlich einflussreich wie das randlose WC könnte sich ein neuartiger Siphon erweisen, der besonders hygienisch und verstopfungsarm ist und so auch den Einsatz aggressiver Abflussreiniger reduzieren kann. Maßgeblich zur Reduktion des Reinigungsmitteleinsatzes – und somit zur Vermeidung von Plastikverpackungsmüll – tragen vor allem schmutzabweisende Oberflächen bei Waschtisch & Co bei.
5. Ressource Wasser
Das Element Wasser ist auf unterschiedlichen Nutzungsebenen mit dem Badezimmer verknüpft. Wasser ist das ideale Medium für die Körperreinigung – bei der Dusche, beim Baden, bei der Intim-Hygiene und beim Gesicht- und Händewaschen. Wasser ist aber auch ein emotionales und gesundheitsförderndes Medium für die Aufwertung des Badezimmers als Wellness-Raum. Und schließlich dient Wasser ja auch zum Abtransport von Schmutz und Fäkalien.
Das Sparpotential bei kaltem, insbesondere aber bei warmem Wasser liegt in der Reduktion der Verbrauchsmenge, wobei sowohl Komfort als auch die emotionale Komponente erhalten bleiben sollten. Dies gelingt mit wassersparenden Hand- und Kopfbrausen, Thermostat-Armaturen, berührungslosen Armaturen, optimierten WCs, am besten mit einer 2-Mengen-Spülung, oder auch durch die Bevorzugung einer Dusche gegenüber dem Vollbad.
Hingegen konnte sich die Grauwassernutzung, also die Nutzung von Regenwasser oder bereits genutztem Wasser von Dusche, Waschtisch oder Badewanne für die Toilettenspülung, bislang nicht durchsetzen. Die notwendigen doppelten Rohrsysteme sind kostenintensiv und im Bestand kaum umsetzbar. Für den gewerblichen Einsatz – etwa im Hospitality-Bereich – und vor allem im Neubau liegt gleichwohl noch viel Entwicklungspotenzial für die Grauwassernutzung.
6. Ressource Energie
Durch eine zügige Bereitstellung von warmem Wasser kann viel Energie eingespart werden. Auch das Umlernen von liebgewonnenen Ritualen ist in der jährlichen Addition signifikant in der Energiebilanz. Ansätze gibt es zuhauf: Läuft das warme Wasser während des Einseifens unter Dusche? Wie lang dauert das optimale Duschen? Muss das Badezimmer wirklich immer zwei bis drei Grad wärmer sein als der Rest der Wohnung?
Vonseiten der Sanitärtechnik ist auf dem Gebiet durchflussreduzierter Armaturen in den letzten Jahren Enormes geleistet worden, und deutsche Markenhersteller investieren nach wie vor in die Optimierung dieses zentralen Produktbereichs. Thermostat-Armaturen und wassersparende Armaturen mit innovativem Innenleben (Kartusche) sind Schlüsselprodukte für das Sustainable Bathroom, und erste Produktkonzepte zu Wärmerückgewinnung aus Duschwasser zeigen die Richtung an, in die die Entwicklung geht. Aber auch Flächenheizkörper und Fußbodenheizungen, die mit modernen und nachhaltigen Heizungsanlagen kombiniert werden, sind erfolgversprechende Ansatzpunkte zur Verbesserung die Energiebilanz im Badezimmer.
7. Das Bad als Raum zur Revitalisierung
Neben dem Ort zur regelmäßigen Reinigung ist das Sustainable Bathroom gleichzeitig auch ein Raum der Regeneration. Wasser und Wärme besitzen für den menschlichen Körper eine heilende, regenerative Wirkung. Das Private Spa ist Rückzugsort und Jungbrunnen zugleich. Das Sustainable Bathroom ist daher auch Powerbank und smarter Raum zum Entschleunigen und Regenerieren, zur Gesundheitspflege und zum Kräfte-Wiederaufladen. Auch das ist ein – sozialer, ethischer, gesundheitsrelevanter und damit gesellschaftlich wie ökonomisch relevanter – Aspekt von Nachhaltigkeit, der nicht vergessen werden sollte.