Barrierefreie bzw. -reduzierte Bäder

Veröffentlicht am 22. Oktober 2020
Barrierefreie bzw. -reduzierte Bäder

Foto: Shutterstock ©Veres Production

Das Badezimmer zählt zu den Schlüsselbereichen für selbstständiges Wohnen im Alter in den eigenen vier Wänden. Der „Renovierungsboom“ als Konsequenz des demografischen Wandels wird daher weiter anhalten. Im Fokus dabei: barrierefreie bzw. -reduzierte Bäder.

Eine forsa-Erhebung im Auftrag der VDS kam 2017 zu folgenden Daten: 16,7 Mio. Bundesbürger ab 18 Jahren planten bis 2019 Veränderungen bzw. Anschaffungen im Bad. 6,2 Mio. davon strebten eine Komplett- bzw. Teilrenovierung an, während 10,5 Mio. einzelne Ausstattungsgegenstände austauschen wollten. Zu den Favoriten gehörten danach neben Produkten rund um den Waschplatz die bodengleiche Dusche (28 %) sowie der altersgerechte Umbau (20 %). Mit ihren Programmen im Bereich des Wohnungsbaus und der Wohnungssanierung leistet die deutsche Förderbank KfW einen wesentlichen Beitrag zu entsprechenden Investitionen.

Immerhin 52 % der Deutschen, auch das ergab die forsa-Erhebung der VDS, stufen ihr Bad subjektiv als altersgerecht ein. Umgekehrt sind 33 % mit ihrem Bad nicht zufrieden, weil es nicht altersgerecht ist. Gemäß Studie sind 17 % der Bäder derzeit „voll und ganz“ für ältere Menschen bequem nutzbar. Demzufolge dürfte nur in etwa 6 Mio. der insgesamt 36 Mio. bewohnten Wohnungen in Deutschland ein Bad vorhanden sein, das die Bezeichnung „altersgerecht“ ohne Abstriche verdient. Von denjenigen, die über kein altersgerechtes Bad verfügen, gaben 11 % an, einen entsprechenden Umbau definitiv oder vielleicht zu planen. Allein das entspricht einem mehr oder minder realen Bedarf an etwa 1,8 Mio. (neuen) Bädern. Weitere 51 % ohne altersgerechtes Bad dachten über einen Umbau schon einmal nach.

Badprofis mit Kompetenzvorsprung

Bei den Umbauplanern genießen die Badprofis einen großen Kompetenzvorsprung. 68 % wollen sich über altersgerechte Bäder bei Sanitär-Fachbetrieben und 45 % in Bad-Fachausstellungen informieren. Relativ gut schneidet das Internet mit 39 % ab. Das kann u. a. auf dem umfassenden Online-Service der Brancheninitiative Aktion Barrierefreies Bad beruhen. Die Studie besagt allerdings ebenfalls, dass zwei Drittel der Deutschen einen altersgerechten Umbau deutlich (32 %) bzw. etwas (34 %) teurer einschätzen als eine „normale“ Badrenovierung. Eine Mehrheit von 51 % erklärt sich bereit, das „in jedem Fall“ oder „wahrscheinlich“ zu akzeptieren. 40 % machen das von der Höhe des Zusatzaufwandes abhängig, und lediglich 9 % lehnen einen möglichen Aufpreis (eher) ab.

Dieses Stimmungsbild zeigt die Aufgeschlossenheit der Bundesbürger für eine fundierte Fachberatung. Gleichzeitig verdeutlicht es, wie wichtig es ist, die Kosten transparent zu machen und darüber hinaus zu veranschaulichen, dass Badprofis nicht nur die Anforderungen nach DIN, sondern auch die speziellen Bedürfnisse der Bauherren berücksichtigen. Damit kommen viele Kosten gar nicht erst auf. Insofern sollte das Ergebnis abermals ein Ansporn für jeden SHK-Fachbetrieb sein, sich in seinem Kundenumfeld weiterhin adäquat zu positionieren und die notwendigen Analysen, Planungen und Produktlösungen für das barrierefreie bzw. -reduzierte Bad anzubieten.

Vor-Ort-Beratung zu Hause erwünscht

Dazu gehört ferner die Aufklärung rund um Fördermittel. Eine Umfrage zum Wohnen im Alter ergab, dass sich ein Großteil der Hausbesitzer über 50 Jahre sorgt, ob ihr Eigenheim für die Anforderungen des Alters gerüstet ist. Die Hälfte der Angesprochenen gab jedoch an, nicht zu wissen, wo sie sich zweckvoll beraten lassen können. Zwar erklärten 96 %, sich im Internet zu informieren. Doch 63 % wünschen sich eine Vor-Ort-Beratung zu Hause. Die Mehrheit der Befragten (65 %) machte sich Gedanken über ihre Wohnsituation im Alter. Aber nur knapp 18 % haben bereits konkrete Maßnahmen geplant. Dass Handlungsbedarf besteht, um auch später selbstständig im eigenen Haus wohnen zu können, war den 279 Befragten durchaus bewusst. 72 % planten Investitionen in ihr Haus. Am wichtigsten war ihnen dabei das Beseitigen von Barrieren im Badezimmer sowie im Eingangs- und Wohnbereich.

Mit ihren Programmen im Segment Wohnungsbau und Wohnungssanierung leistet die deutsche Förderbank KfW einen wesentlichen Beitrag zu altersgerechten Umbauten (sowie zur Einbruchsicherung). Wie die Bankengruppe meldet, wurden zwischen Januar 2019 und September 2019 insgesamt 41.012 Zusagen für 53.136 Wohneinheiten mit einem Volumen von 87 Mio. Euro erteilt. Seit Beginn des Programms im Jahr 2009/2010 gab es Förderzusagen in einem Volumen von insgesamt über 350 Mio. Die Entwicklung insgesamt zeigt das Schaubild unten. In dem Zusammenhang interessant: Die Programmmittel für das Zuschussprogramm „Altersgerecht Umbauen“ waren nach Wiederaufnahme der Zuschussförderung zum 1. Oktober 2014 in den Jahren 2014 und 2015 nicht vorzeitig ausgeschöpft.

Barrierefreie bzw. -reduzierte Bäder
Tabelle: Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS)

VDS- und ZVSHK-Aufklärung trägt Früchte

Die Tatsache, dass die Mittel in den darauffolgenden Jahren teils bereits jeweils Anfang des dritten Quartals für das gesamte Jahr vergeben waren, bestätigt den kräftig gewachsenen Bedarf – vermutlich auch aufgrund des gestiegenen Bewusstseins in der Bevölkerung für die Thematik u. a. durch die umfassende VDS- und ZVSHK-Aufklärung. Wie viel tatsächlich noch fehlt, das untermauern die im Oktober 2019 bekannt gewordenen Ergebnisse der Zusatzerhebung „Wohnen“ des Mikrozensus 2018. Danach verfügen von den knapp 38 Mio. deutschen Haushalten, die für die Untersuchung erfasst wurden, lediglich rund 5,3 Mio. über eine Dusche mit ebenerdigem Einstieg sowie 18,4 Mio. über ausreichend Bewegungsraum im Bad. (25) Da diese Werte auf „subjektiver Einschätzung“ beruhen, darf bei letzterem Aspekt bezweifelt werden, ob sich die Bewohner im Detail bewusst waren, wie groß der Platzbedarf in einem altersgerechten bzw. barrierereduzierten Bad zu sein hat.


Nachhaltigkeit und Recherchequellen

Das Grundsatzpapier Demografischer Wandel: Altersgerechte Wohnungen – Barrierefreie bzw. -reduzierte Bäder – Pflegegerechte Bäder liegt in kleiner Auflage gedruckt vor. Außerdem steht es auf dieser Seite als pdf-Datei zum Download im Bereich Die VDS zur Verfügung. Ein jährliches Update der digitalen Fassung ist geplant. Stand der vorliegenden Ausgabe sowie der dort zusätzlich enthaltenen Recherchequellen sowie entsprechender Links ist Juli 2020 bzw. Januar 2020. Nachdruck nur mit Genehmigung der Herausgeber bzw. unter Quellenangabe VDS/ZVSHK.

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