Sanitärprodukte offline

Veröffentlicht am 19. Februar 2020
Sanitärprodukte offline

Foto: Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS)

Der Online-Handel in Deutschland darf sich weiterhin über große Zuwächse freuen. Doch einige Warengruppen verteidigen hartnäckig ihr vertrautes stationäres Vertriebsterrain. Zu ihnen gehören laut einer aktuellen Erhebung auch Bäder. Ein Fazit: Sanitärprodukte offline.

Gemäß der Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben 2018 insgesamt 77 % der Bundesbürger mindestens einmal online eingekauft. Deutschland liegt damit 17 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt. Die Menschen schätzen laut IW die größere Produktauswahl, die günstigeren Preise und genießen die Bequemlichkeit des Online-Kaufs wie Zeitersparnis, Lieferung nach Hause und Unabhängigkeit von Öffnungszeiten. Da überrascht es kaum, dass mittlerweile etwas über 10 % des gesamten deutschen Einzelhandels-Umsatzes auf die Online-Fraktion entfallen. 2000 waren es erst marginale 0,3 %.

Beruhigende Recherche

Allerdings zeigt der Blick auf die Details, dass sich hinter den gigantischen Zuwachsraten sehr unterschiedliche Trends in den einzelnen Warengruppen verbergen. Unterhaltungselektronik, Mode und Accessoires, Freizeit und Hobby sowie Büro und Schreibwaren sind gemessen an ihrer Quote am ganzen Einzelhandelsgeschäft die Online-Renner. Die erste für die Sanitärseite eventuell relevante Kategorie bringt es mit „Gesundheit und Wellness“ lediglich auf 12,3 %. Knapp dahinter: „Wohnen und Einrichten“ mit 11,9 %.

Die Recherche bei den IW-Experten relativierte aus der speziellen Branchenperspektive aber auch diese Werte, denn unter „Gesundheit und Wellness“ wurden u. a. Arznei- und Nahrungsergänzungs-Mittel, Augenoptik sowie Hörgeräte erfasst. Ebenso „beruhigend“ ist das Produktportfolio in der Rubrik „Wohnen und Einrichten“. Es erstreckt sich von Tisch- und Bettwäsche, Gardinen und Teppiche über Glas, Porzellan und Keramik bis zu (Küchen-)Möbeln, Wohnleuchten und Lampen. Von Armaturen, Duschen, Spiegelschränken & Co. keine Spur.

Drei Thesen und ein Sanitär-Fazit

Das gilt übrigens auch für Lebensmittel. Das Gros der Online-Shopper möchte sie lieber im Geschäft sehen und anfassen, so das IW. Außerdem vertrauen die Verbraucher, wenn es um das leibliche Wohl geht, dem stationären Handel immer noch mehr als den Online-Anbietern. So gesehen profitieren sowohl Lebensmittel als auch Badprodukte von einem nach wie vor traditionellen Kaufverhalten. Wer hätte das gedacht?

Wie es nun mit dem Online-Handel weitergeht? Die Marktforscher haben dazu drei Thesen aufgestellt:

  1. Die Logistik entscheidet. Bisher sei sie der Flaschenhals im Online-Geschäft – mit verärgerten Kunden als Folge.
  2. Der Online-Handel und die Logistik vermischen sich. Um das Nadelöhr zu überwinden, sei mit dem Markteintritt neuer Anbieter mit eigener Logistik zu rechnen. Gleichzeitig rüsteten etablierte Händler mit speziellen Logistikkonzepten auf.
  3. Der klassische Handel überlebt. Statt exklusiver Online- oder Offline-Angebote gebe es künftig immer mehr Hybridlösungen, die das Beste aus beiden Welten kombinierten. Der stationäre Handel müsse das Internet ebenfalls verstärkt zum Verkauf nutzen, wolle er keine Umsatzeinbußen riskieren. Eine einleuchtende und schon jetzt zum Teil praktizierte Strategie.

Das SHK-spezifische Fazit der Studie? Sanitärprodukte offline! Und der Branche muss vor dem Online-Handel nicht bange sein. Erst recht nicht, wenn sie sich konstruktiv auf ihn einstellt.

© Linnigpublic; Basis des Beitrags ist ein „Zwischenruf“ von Frank Linnig in der RAS 3/2020.

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